Hainmühle

Kaum ein anderes Arbeitsgerät des Menschen kommt so oft in Märchen, Liedern und Sagen der Völker vor. Und wirklich, als man begann, Brot zu backen, begann auch die Geschichte der Mühlen. Schon in der Antike werden bei Vitruv die ersten mit Wasser angetriebenen Mühlen beschrieben, und die erste Windmühle wird 833 nach Christi erwähnt.
Das Brot, die wichtigste Nahrung unserer Kultur, ist nicht denkbar ohne die Entwicklung der Mühle. Und nicht zufällig ist der Familienname Müller so weit verbreitet, wie es einstmals das Gewerbe der Müllerei war.
Die Mühle nutzte die Natur auf vielfältige Weise. Antrieb waren das Wasser und der Wind. Zu Beginn des industriellen Zeitalters entstanden die ersten Dampfmühlen, in Deutschland wurde 1825 die Dampfmühle in Magdeburg aus der Taufe gehoben. Die Zeit der Mühlenromantik verlor sich seitdem in die technischen Erfindungen. Es klapperten nur noch wenige Mühlen am rauschenden Bach, und die Windmühlen, die einstmals die Hügel und Berge besetzt hielten, sie verschwanden – bis sie in unseren Tagen als moderne „Windparks“ wieder auftauchten.
Doch das Vergangene ist nicht vergangen, solange es nicht vergessen ist, überall in unserem Land existieren die verschieden Formen der Mühlen und ihrer Kultur weiter. Wir erleben in diesen technischen Denkmalen unsere Geschichte.
„Dort unten in der Mühle saß ich in süßer Ruh und sah dem Räderspiele und sah den Wasser zu....“
(Auszug aus „Der Wanderer in der Sägemühle“ Justinus Kerner, Ludwig Uhland)
1624 kaufte das Kloster St. Marienstern unter der Äbtissin Dorthea Schubert die Hainmühle von Wolf Abraham von Ponickau. Die Mühle lag angeblich 50 Jahre lang wüst und wurde 1662 neu aufgebaut. Noch heute sieht man über der Eingangstür das persönliche Wappen der Äbtissin Anna Margaretha Dorn sowie die Jahreszahl 1662.
Erster Pächter der Hainmühle war Meister Georg Seuberlich, der Pachtzins betrug 35 Taler. Das Inventar wurde sorgfältig registriert mit dem Hinweis, dass „ein tüchtiger Wirt immer alles selbst verrichtet“.
Weitere Pächter folgten – der wohl berühmteste war Abraham Strohbach, der von 1751 bis 1755 die bis heute erhaltene Orgel in der Elstraer Kirche baute. Überliefert ist sein tragischer Tod: „Dieser geschickte Orgelbauer hatte das Unglück, daß er am 2. Februar 1759, als er nachts von Elstra in die Hainmühle zurückging, von dem schmalen Mühlsteige vor derselben stürzte und am Morgen, mit dem Unterleibe im Wasser liegend, todt gefunden wurde.“ Er muss also nach Vollendung der Orgel noch einige Jahre als Müller gearbeitet haben.
Letzter Pächter der Mühle war Johann Georg Wähner, er erwarb die Mühle 1767. Das Kloster musste wiederholt Kriegskontributionen zahlen und geriet dadurch in finanzielle Schwierigkeiten. Dieser Umstand bedingte den Verkauf der „Mühlen und Mühlstätten“.
Nachfolgend wurde die Hainmühle in sechs Erbfolgen von der Familie Freudenberg bewirtschaftet, bis sie 1933 von Paul Hommel gekauft wurde. 1962 wurde der Mühlenbetrieb eingestellt. Nachdem die Gebäudehülle und die Technik saniert wurden, kann nun das Mühlwerk in Aktion besichtigt werden.
Die Motivation des Eigentümers zur Sanierung der Mühle war nicht nur dessen Begeisterung für die alte Technik sondern das auch die Tatsache, dass sein Vater mit dem letzten Hainmüller gut befreundet war und beide sich wünschten, dass das Mühlrad wieder vom Wasser der Schwarzen Elster dreht.
Eine Besonderheit der Hainmühle war, dass man sie mit 3 verschiedenen Energiequellen betreiben konnte. Neben dem Wasserrad gab es ein Dieselaggregat und einen Elektromotor mit dem man unabhängig voneinander das Mahlwerk in Bewegung setzen konnte. Ziel des Eigentümers ist es, diese 3 Varianten wieder funktionsfähig herzustellen.
Quellen:
Kronberger, Lotte „Unsere Hainmühle“ Sächsische Zeitung, 10.12.1962
Kretzschmar, Dr. habil. Gunter „Die Mühlen an der oberen Schwarzen Elster“
Kontakt:
Herr Ulrich Hantsche (Inhaber)
Prietitz
Hainmühlenweg
01920 Elstra
Tel: 035793 45674
Mail: info@hainmuehle.com